Sängerbund 160 Jahre

Sängerbund feiert 160. Geburtstag mit viel Musik

1862 wurde der Sängerbund Michelfeld gegründet – Teilweise 70 aktive Sänger – Zuletzt waren kaum Proben möglich

 

 

Von Ralf März

 

Angelbachtal. (ram) Seit 160 Jahren wird im Angelbachtal im Chor gesungen, denn im Jahr 1862 gründeten 21 Sänger im damaligen Michelfeld den Sängerbund. Dieses Jubiläum soll in den kommenden Wochen gefeiert werden: Den Auftakt macht am Sonntag 10. April um 18 Uhr eine musikalische Gedenkstunde für die verstorbenen Mitglieder in der evangelischen Kirche Eichtersheim. Geplant ist ein Programm mit deutschen und englischen Liedern des gemischten Chors, ergänzt durch Gedichte und Lesung und begleitet vom evangelischen Posaunenchor.

Am Samstag, 09. Juli 2022 ist dann eine Geburtstagsfeier im Foyer der Sonnenberghalle unter dem Motto „Angelbachtal singt!“ geplant. Hierbei soll auch die Bevölkerung zum Singen animiert werden.

„160 Jahre Chorgesang, 160 Jahre Gemeinschaft, 160 Jahre Teil des Ortsgeschehens, 160 Jahre Engagement: eine beachtliche Leistung, auch im Hinblick auf die momentan nicht sehr einfache Situation auf Grund der Pandemie“, schreibt der Vorsitzende Wolfgang Benz in seiner Einladung. Dies unterstreicht er auch im Gespräch mit unserer Zeitung und berichtet, dass die Proben während der beiden letzten Jahre nur sehr eingeschränkt stattfinden konnten. Den ersten richtigen Auftritt auf einer Bühne gab es erst jetzt wieder zum Gemeindejubiläum.

„Brüder reicht die Hand zum Bunde...“ war das erste mehrstimmige Lied, das im Jahre 1862 im Dorf Michelfeld erklang, wurde in der Geschichte des Vereins festgehalten. Eine Schar sangesfroher Männer, die zuvor am Biertisch manches Volkslied zum Besten gegeben hatten, bildeten jetzt einen Bund der Sänger.

Der Dirigent kam aus den eigenen Reihen, es war der Tuchmacher Walter. In den Statuten hatte man schon damals festgeschrieben, was auch heute noch gilt: „Der Zweck des Vereins besteht darin, durch Übung im vierstimmigen Gesang, Pflege des Volksliedes durch Landpartien, Abendunterhaltung, Besuch der Liederfeste u.s.w. geistige Bildung zu fördern und seinen Mitgliedern eine angenehme und nützliche Unterhaltung zu verschaffen.“

Zwei Jahre nach der Gründung besaß der Verein eine eigene Fahne, obwohl auch dafür die Mittel knapp waren. 1875 betrug der monatliche Mitgliedsbeitrag 100 Pfennige, die Noten mussten von den Mitgliedern selbst bezahlt werden. Im Jahr 1876 erfolgte der Beitritt zum Badischen Sängerbund in Karlsruhe.

Der Verein wuchs und erzielte im Jahr 1906 unter Dirigent und Hauptlehrer Lödl mehrere erste Preise bei Sangeswettbewerben in der Region. Die Kriegshandlungen des Ersten Weltkriegs forderten Tribut: Fast 30 Prozent der Sänger mussten ihr Leben für das Vaterland lassen. Im Jahr 1923 erreichte der Verein mit 70 Aktiven die größte Sängerzahl seit der Gründung. Nun bereitete die schnell fortschreitende Inflation dem Verein Probleme. Der Kassenwart hatte letztendlich Beträge von bis zu 60 Milliarden Reichsmark zu verwalten, die nicht viel mehr als ein Butterbrot wert waren.

Im Zweiten Weltkrieg verlor man 15 weitere gute Sängerkameraden, wurde festgehalten, doch es ging kurz danach wieder aufwärts mit dem Verein. Im Jahr 1950 zählte man mit 73 Sängern die Höchstzahl der Aktiven.

Um 1970 stieg die Zahl der Vereinsgründungen im Dorf, was sich im Sängernachwuchs bemerkbar machte. Erst im Jahr 1976 wurde der Gesangverein auch für Frauen geöffnet und zu einem gemischten Chor umgebildet. Die einstigen Sängerzahlen sind aber lange Geschichte.

Im Jahresgeschehen begleitete der Sängerbund, seit 2005 unter der musikalischen Leitung von Tatiana Sujakova, zahlreiche Feste wie den Neujahrsempfang, die Maibaumaufstellung oder den Weihnachtsmarkt, die allesamt durch die Coronapandemie zum Erliegen kamen. Jetzt wo die Proben wieder starten konnten, sind diese Termine auch wieder fest eigeplant.